Lebenslauf 1951

Hans-Albert Brune,
Karlsruhe,
Parkring 7.

Karlsruhe, den 15. Jan. 1951

Lebenslauf.

Am 8. Januar 1922 wurde ich in Hamburg geboren; 1928 bis 1932 besuchte ich eine Hamburger Grundschule, anschließend die Oberschule in Hamburg-Volksdorf, in deren mathem.- naturwissenschaftlichen Zweig ich am 2. März 1940 die Reifeprüfung bestand. Leider mißglückte meine Note in Physik erheblich, was nicht die Folge einer Unkenntnis, sondern die meines – in jenem Alter vielleicht verständlichen - Eigensinns war, weil ich versuchte, auf eigenem Wege durch die Physik zu gehen; ich erregte Unwillen und erhielt die Note "befriedigend". Das war für mich in zweierlei Hinsicht schmerzlich; denn erstens war ich mir bereits damals - nicht zuletzt durch das Zureden meiner Lehrer - darüber im Klaren, daß mein späterer Berufsweg einmal in den exakten Naturwissenschaften liegen sollte; zum anderen was meine schlechte Note nicht aus Unkenntnis der physikalischen Tatsachen, sondern vielmehr aus einer besonders. intensiven - wenn auch zu eigenwilligen, einseitigen - Beschäftigung mit ihre entstanden. Ich hoffe, daß ich an Hand der beiliegenden Übungsscheine nachweisen kann, daß dieses Zeugnis heute nicht mehr ganz zu Recht besteht; ich bin aber gewiß, daß es mir während des Studiums gelingen wird, diese Scharte ganz auszuwetzen.
Nach der Reifeprüfung leistete ich von April 1940 meine Wehrdienst ab, von dem ich am 18. August 1945 aus britische Kriegsgefangenschaft entlassen wurde.
Da ich nach meiner Rückkehr meine Eltern und meinen Bruder unterstützen mußte, war es mir nicht möglich, mein Studium zu beginnen. Ich arbeitete daher von September 1945 als Maurer, später in einem Verlag und in einem Labor (Untersuchung importierter Fettsäuren). Während dieser Zeit besuchte ich neben meiner Berufstätigkeit Vorlesungen und Übungen an der Universität Hamburg, besonders mathematischer, physikalischer, aber auch philosophischer Art.
Die übungsscheine über den erfolgreichen Gesuch der Übungen liegen (als Abschriften) bei. Da damals überdies im allgemeinen auch der Sonnabend arbeitsfrei war, konnte ich noch drei Semester lang am physikalischen Praktikum für Naturwissenschaftler teilnehmen.
Als im Jahre 1949 meine Mutter (mein Vater war 1947 gestorben) wieder genas und durch eine Rente für ihren und meines Grundunterhalt gesorgt war, konnte ich im April 1950 mein ordnungsgemäßes Studium beginnen. Ich ging nach Karlsruhe, weil hier erstens ein besonderer Lehrstuhl für Elektrochemie bestand und ich zum anderen sofort einen Arbeitsplatz im anorgan. - chemischen Laboratorium erhielt. Ich beschäftigt mich in den vergangenen zwei Semestern hauptsächlich mit der chemischen Seite meines Studiengebietes und hoffe, noch in diesem Semester das Anorganische Praktikum für Chemiker (qualitativ und quantitativ) abzuschließen.
(Leistungszeugnis über das Praktikum liegt bei).
Durch die Folgen eines Sumpffiebers, das ich mir während des Rußlandfeldzuges zuzog und das sich hier in der Rheinniederung mit Fieberanfällen und Atembeschwerden wieder bemerkbar macht, ist mir in weiterer Aufenthalt hier in Karlsruhe nicht mehr möglich, und ich soll auf ärztliches Anraten mein Studium hier mit Ende dieses Semesters abbrechen. Da bei meinem für ein Studium relativ vorgeschritten Lebensalter ein vorläufiges Abbrechen du Studien für mich recht schmerzlich wäre, möchte ich Sie bitten, doch die Möglichkeit einer Zulassung in Göttingen einmal zu prüfen, obgleich ich hier in Karlsruhe einen Studienplatz besitze. Ein Tauschantrag nach Göttingen blieb leider ohne Erfolg. - Ich möchte mein Studium nicht an einer „Technischen Hochschule" fortsetzen, da es hier infolge der sehr stark technischen Ausrichtung des Physikstudiums kaum möglich ist, das Studium der physikalischen Chemie und der Elekrochemie, also der wesentlichen Gebiete der physikalischen und chemischen Wissenschaften, fruchtbringend zu, betreiben den schließlich geht es dabei um die Arbeit in den wissenschaftlichen Grundlagen, weniger um ihre praktischen Anwendungen.

Hans Albert Brune.